Vorwort

Die Leitlinien der KEB Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Esslingen e.V. sind eine Einladung an alle, die sich für offene kirchliche Erwachsenenbildung interessieren. Als Orientierung richten sie sich an die im Bereich der Erwachsenenbildung Engagierten und Verantwortlichen sowie an die haupt- und ehrenamtlich Tätigen in den Gemeinden. Für die Mitglieder und den Vorstand der KEB Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Esslingen e.V. sind sie Maßstab für die nächsten Jahre.

Grundlagen unserer Arbeit sind die »Grundsätze und Ziele der Erwachsenenbildung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart« (1978) und das Papier »Hoffnung ist Auftrag. Offene Erwachsenenbildung in katholischer Trägerschaft« der KEB Diözese Rottenburg-Stuttgart (1997). Unsere Leitlinien setzen darin Akzente.

A. Grundlagen

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

Martin Buber
  1. Kirchliche Erwachsenenbildung achtet die Würde des Menschen als Abbild Gottes und fußt auf der biblischen Erfahrung, dass Gott ein Gott des Lebens ist.
  2. Erwachsenenbildung findet statt in lebendigen Zellen, in denen sich Menschen persönlich angesprochen fühlen, innerhalb und außerhalb der Kirchengemeinden. Die KEB unterstützt solche Zellen. Erwachsenenbildung ist offen für alle Interessierten, unabhängig von Konfession, Religion und Herkunft.
  3. Die Katholische Erwachsenenbildung fördert Eigeninitiative und Eigenverantwortung der Gruppen und Gemeinden und trägt zur Vernetzung untereinander und mit anderen gesellschaftlichen Gruppen bei.
  4. In der kirchlichen Erwachsenenbildung gestalten die Beteiligten, auch die am Rande der Gesellschaft stehenden, aktiv die Lerninhalte und den Lernprozess mit.
  5. Erwachsenenbildung ist wesentlich Kommunikation. Sie greift die Lebensbedürfnisse und Suchbewegungen der Menschen auf und gibt ihnen Raum, sich zu artikulieren und zu entfalten. Unerlässlich ist die gegenseitige Wertschätzung.
  6. Sie öffnet den Blick für ein solidarisches Miteinander in der Gesellschaft.
  7. Ein besonderes Anliegen ist die Entwicklung einer Kultur, konstruktiv mit Konflikten umzugehen.
  8. Sachliche und soziale Kompetenz der MitarbeiterInnen sind Voraussetzung für das Gelingen.

B. Lebensgestaltung / Lebensbewältigung

„… sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“

Jesaja 40, 31f
  1. In ihren Angeboten ermutigt die offene kirchliche Erwachsenenbildung Menschen, sich in allen Lebensstufen, auch in Krisen und Konfliktsituationen, in ihrer Würde als Ebenbild Gottes zu sehen und sich von Gott getragen und angenommen zu wissen.
  2. Sie regt an, Bedingungen für gelingendes Leben zu suchen und zu fördern und räumt der Lebensfreude einen zentralen Platz ein.
  3. Sie regt Menschen an, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten, in Achtung der Freiheit der anderen und in Gemeinschaft mit ihnen.
  4. Die Erwachsenenbildung eröffnet Räume für das Gespräch zwischen den Generationen, Geschlechtern und Kulturen sowie unter Menschen in vergleichbaren Lebenssituationen, wie jungen Familien, Alleinerziehenden und Alleinlebenden.
  5. Sie bietet Eltern und allen, die Verantwortung für Kinder und Jugendliche tragen, Orientierung in Erziehungsfragen an.
  6. Sie setzt sich mit aktuellen gesellschaftlichen Beurteilungen einzelner Lebenssituationen auseinander.
  7. Sie unterstützt die Auseinandersetzung mit Krankheit, Älterwerden, Sterben und Tod und bietet Begleitung in der Zeit der Trauer an.

C. Glaube und Kirche

„… die Substanz des uralten anvertrauten Glaubensgutes ist eine Sache, und die Art und Weise, wie es dargestellt wird, ist eine andere.“

Johannes XXIII
  1. Erwachsenenbildung erschließt die biblische Botschaft in theologisch verantworteter Weise.
  2. Sie schafft ein Forum, in dem die vielfältige Suche von Menschen nach Sinn und Glück, die Sehnsucht und der Zweifel artikuliert und verständnisvoll besprochen werden kann.
  3. Sie vermittelt im Bereich Glaube und Kirche solides Wissen.
  4. Erwachsenenbildung lässt die Kirche als lebensfördernde Gemeinschaft erfahren.
  5. Ein besonderes Anliegen ist es, christliche Spiritualität in ihren verschiedenen Formen zu fördern.
  6. Erwachsenenbildung fördert Begegnung und Gespräch mit anderen Religionen.
  7. Sie arbeitet intensiv mit den evangelischen Trägern zusammen und unterstützt das ökumenische Miteinander.

D. Schöpfung und Umwelt

„[Er] … setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte.“

Genesis 2,15
  1. Erwachsenenbildung in Katholischer Trägerschaft erinnert Menschen daran, sich als Teil der Schöpfung zu begreifen. Die Freude an der Natur zu wecken ist dabei ein wichtiges Ziel.
  2. Erwachsenenbildung sensibilisiert Menschen für Umweltfragen in ihren weltweiten Zusammenhängen und gibt Orientierung für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung.
  3. Das Recht der kommenden Generationen auf eine lebenswerte Umwelt ist für die Katholische Erwachsenenbildung von besonderer Bedeutung.
  4. Sie macht sich stark für einen nachhaltigen Lebensstil unter Berücksichtigung von ökologischer Vorsicht, wirtschaftlicher Weitsicht und sozialer Rücksicht.
  5. Die Förderung und Nutzung regenerativer Energien wird deutlich thematisiert.
  6. Erwachsenenbildung hat auch die Aufgabe, Themen aus dem Spannungsfeld von Naturwissenschaften und Ethik, besonders das Problem der Gentechnik, aufzugreifen und die sachliche Auseinandersetzung darüber anzuregen.

E. Kunst und Kultur

„Die Kunst hat die Aufgabe, „die engen und beängstigenden Grenzen des Endlichen zu durchbrechen und ein Fenster aufzustoßen.“

Pius XII

  1. Es ist eine Aufgabe der Erwachsenenbildung, das Interesse an Kunst und Kultur zu wecken und Menschen zur Mitgestaltung des kulturellen Lebens anzuregen.Erwachsenenbildung will Menschen einen Zugang zu Kunst in ihrer ganzen Vielfalt eröffnen. Sie fördert Erlebnisräume für das, was die zweckbestimmte Alltagswelt durchbricht und den Bereich des Neuen und Möglichen offen hält. Sie betont damit eine Sichtweise auf die Welt, die derjenigen der Religion verwandt ist.
  2. Sie stärkt Erlebnisfähigkeit und Toleranz gegenüber dem Neuen und Fremden. Sie will das Vorurteil widerlegen, Kunst sei nur für eine elitäre Minderheit verständlich.
  3. Sie bemüht sich um den Dialog zwischen Kirche und Kunst und schafft Anlässe dazu.

F. Kirche in der Gesellschaft

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“

Gaudium et spes 1
II. Vatikanum

  1. Kirchliche Erwachsenenbildung begreift sich als gesellschaftliches Handeln, gibt Anstöße dazu und mündet gegebenenfalls auch in konkrete Aktionen.
  2. Kirchliche Erwachsenenbildung geht vom Umgang Jesu mit den Menschen damals und von der heutigen gesellschaftlichen Realität aus. Daher ergreift sie Partei für die Benachteiligten.
  3. Kirchliche Erwachsenenbildung hinterfragt den eigenen Standpunkt und gesellschaftliche Entwicklungen von der katholischen Soziallehre her.
  4. Sie baut Brücken zu Menschen anderer Nationen und Kulturen unter uns.
  5. Schwerpunkte sind Verantwortung für Frieden, weltweite soziale Gerechtigkeit und Erhaltung der Schöpfung.
  6. Sie greift Themen der Arbeitswelt auf und bietet auch Begleitung und Unterstützung von Menschen ohne Erwerbsarbeit an.
  7. Sie fördert die Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit. Sie bietet dazu Weiterbildungsmöglichkeiten an.

Beschlossen auf der Mitgliederversammlung des Kath. Bildungswerks Kreis Esslingen e.V. am 10. Mai 2001.
Die Namensänderung KEB – Katholische Erwachsenenbildung im Landkreis Esslingen e.V. von 2009 wurde statt Kath. Bildungswerk eingefügt.